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Mecha! Mecha!
Wo kommen all diese Superroboter plötzlich her?
Arjan Terpstra
09-09-2022 ⋅ 7 min read
Sie sind in Filmen wie Pacific Rim und Transformers sowie in zahlreichen Animationsserien und Comics zu sehen. Man steuert sie in Spielen wie TitanFall und Metal Gear Solid und baut sie als Lego-Sets (Buzz Lightyear's Emperor Zurg, Transformers) oder Gunpla-Modellbausätze. Beeindruckende, hoch aufragende und waffenstrotzende Roboter dominieren heute die Popkultur, und es sieht so aus, als würde ihre Popularität bald abnehmen.
Wie das? "Mecha" nimmt in unserer Fantasiewelt einen ziemlich großen Platz ein, eine Mischung aus fröhlichem Futurismus und Machtfantasien. Werfen Sie einen Blick auf einen beliebigen Mobile Suit Gundam- oder Transformers-Animationsfilm oder -Comic, und Sie werden eine Verherrlichung von Konstruktionstechnologie, militärischer Macht und wissenschaftlichem Fortschritt sehen. Genau die Mischung, die Jungenherzen auf der ganzen Welt zum Schmelzen bringt - Jungen jeden Alters und jeden Geschlechts. So gesehen sind unsere geliebten Gundam-, Voltron-, Evangelion-, Mighty Morphin Power Rangers-, Metal Gear REX- oder Transformer-Roboter nicht mehr und nicht weniger als die metallene Verkörperung tief empfundener menschlicher Machtphantasien.
Dies mag zwar die Attraktivität von Mecha-Robotern erklären, sagt aber nichts über ihre derzeitige große Beliebtheit aus. Schließlich spielen Roboter und andere mechanische Kreaturen schon seit langem eine Rolle in unserem Popmedienkonsum. Der Science-Fiction-Klassiker Krieg der Welten stammt beispielsweise aus dem Jahr 1897, in dem bereits die mechanischen "Tripoden" vorgestellt wurden, mit denen Außerirdische die Menschheit angreifen. Auch die Pulp-Magazine der 1940er bis 1950er Jahre kannten sich mit großen, aus den Angeln gehobenen Robotern aus, die auch in frühen Science-Fiction-Fernsehserien zu sehen waren.
Metallische Bestien
Dies mag zwar die Attraktivität von Mecha-Robotern erklären, sagt aber nichts über ihre derzeitige große Beliebtheit aus. Schließlich spielen Roboter und andere mechanische Kreaturen schon seit langem eine Rolle in unserem Popmedienkonsum. Der Science-Fiction-Klassiker Krieg der Welten stammt beispielsweise aus dem Jahr 1897, in dem bereits die mechanischen "Tripoden" vorgestellt wurden, mit denen Außerirdische die Menschheit angreifen. Auch die Pulp-Magazine der 1940er bis 1950er Jahre kannten sich mit großen, aus den Angeln gehobenen Robotern aus, die auch in frühen Science-Fiction-Fernsehserien zu sehen waren.
Nur: Das waren keine Mecha-Roboter, wie wir sie heute kennen. Zunächst einmal wurden sie in der Geschichte fast immer als tödlicher Feind des Helden eingesetzt und unterschieden sich somit nicht von den Zombies und Außerirdischen in anderen Pulp-Geschichten. Als solche sind sie eher eine Verkörperung unserer Ängste (vor dem Unbekannten, der Gefahr) als ein Symbol für das menschliche Bedürfnis, unsere Handlungen unter Kontrolle zu haben, wie bei der Steuerung eines Jägers in Pacific Rim. Und wenn in einer Pulp-Geschichte der Roboter zum Freund der Menschen wird, sind sie immer Roboter, so wie auch R2D2 ein Roboter ist: ein programmierter Eimer voller Elektrodrähte, dem man eine kleine Nachricht schicken und über den man manchmal lachen kann, aber mehr nicht.
Um den gegenwärtigen Trend zu verstehen, müssen wir in das Land zurückgehen, das für die Mecha verantwortlich ist: Japan. Die ersten Hinweise auf riesige, bewaffnete Roboter finden wir in der Kriegspropaganda um den Zweiten Weltkrieg. Japanische Künstler schwelgten in Zeichnungen von fortschrittlichen Kampfrobotern, die durch westliche Städte stapften. Leider mussten sie am Ende des Krieges feststellen, dass die US-Armee mit Hilfe von Wissenschaft und Technologie, die um ein Vielfaches fortschrittlicher war als die japanische, in den japanischen Städten gewütet hatte.
Japanische Wurzeln
Um den gegenwärtigen Trend zu verstehen, müssen wir in das Land zurückgehen, das für die Mecha verantwortlich ist: Japan. Die ersten Hinweise auf riesige, bewaffnete Roboter finden wir in der Kriegspropaganda um den Zweiten Weltkrieg. Japanische Künstler schwelgten in Zeichnungen von fortschrittlichen Kampfrobotern, die durch westliche Städte stapften. Leider mussten sie am Ende des Krieges feststellen, dass die US-Armee mit Hilfe von Wissenschaft und Technologie, die um ein Vielfaches fortschrittlicher war als die japanische, in den japanischen Städten gewütet hatte.
Die Verwüstung und die Demütigung des verlorenen Krieges hatten einen großen Einfluss auf die japanische Psyche und hinterließen ihre Spuren im Werk japanischer Künstler. Osamu Tezuka, der "Vater des Manga", entwarf beispielsweise 1952 Astro Boy/Mighty Atom, eine Geschichte über einen toten Jungen, der durch die Hand seines Vaters (eines Wissenschaftlers) als Roboter mit Superkräften zurückkehrt. Eines der Themen des Comics war die Trauerbewältigung, und Wissenschaft und Technologie spielten eine wichtige Rolle als Kräfte, die das Böse besiegen konnten. Mitsuteru Yokoyama hat sich eine ähnlich positive Geschichte ausgedacht: In Tetsujin 28-go (Gigantor im Westen, 1956) erbt ein Junge einen ferngesteuerten Riesenroboter von seinem verstorbenen (Wissenschaftler-)Vater.
Nach diesem einflussreichen Start in der Nachkriegszeit kam es in den 1960er und 1970er Jahren zu einer neuen Roboterbegeisterung. "Große Roboterkämpfe" wurden in Manga und Anime populär, wobei sich das Wort "groß" sowohl auf "langlebig" als auch auf die Größe der Roboter bezieht. Dieser Trend wurde bald in Fernsehserien wie Ultraman (1966) und Kamen Rider (1971) aufgegriffen, in denen die Helden gegen eine Vielzahl von Außerirdischen und/oder Robotermonstern antreten mussten. Der Trend war so einflussreich, dass selbst der größte Name des japanischen Populärfilms sich ihm nicht entziehen konnte: 1974 kämpfte Godzilla/Gojira in dem Film Godzilla vs. Mechagodzilla gegen seinen Mecha-Döppelganger.
Roboter-Kämpfe
Nach diesem einflussreichen Start in der Nachkriegszeit kam es in den 1960er und 1970er Jahren zu einer neuen Roboterbegeisterung. "Große Roboterkämpfe" wurden in Manga und Anime populär, wobei sich das Wort "groß" sowohl auf "langlebig" als auch auf die Größe der Roboter bezieht. Dieser Trend wurde bald in Fernsehserien wie Ultraman (1966) und Kamen Rider (1971) aufgegriffen, in denen die Helden gegen eine Vielzahl von Außerirdischen und/oder Robotermonstern antreten mussten. Der Trend war so einflussreich, dass selbst der größte Name des japanischen Populärfilms sich ihm nicht entziehen konnte: 1974 kämpfte Godzilla/Gojira in dem Film Godzilla vs. Mechagodzilla gegen seinen Mecha-Döppelganger.
Einen wichtigen Beitrag zum Superroboter-Trend leistete der Manga Mazinger Z, der 1972 von dem einflussreichen Manga-Künstler Kiyoshi ("Go") Nagai geschaffen wurde. Oberflächlich betrachtet, war sein neuer Titel nicht viel mehr als der nächste futuristische Comic über einen riesigen Kampfroboter. Nur dieses Mal wurde der Roboter von jemandem im Inneren gesteuert und nicht aus der Ferne, wie es bei Gigantor und anderen Robotern der Fall war. Dies bot so interessante Möglichkeiten für Geschichten rund um die Roboter und ihre Fahrer, dass dies bald zu einem festen Bestandteil der Mecha-Manga wurde. Mobile Suit Gundam, dessen erste Anime-Serie 1979 in Japan ausgestrahlt wurde, war mit seinen vielschichtigen Handlungssträngen rund um die Piloten in ihren "mobilen Kampfanzügen" der vorläufige Höhepunkt dieser Entwicklung.
Eine zweite große Veränderung für Mecha kam Anfang der 1980er Jahre, als der Mecha-Trend den Pazifischen Ozean überquerte und zum ersten Mal die USA und Europa erreichte. Um zu verstehen, warum und zu welchem Zeitpunkt dies geschah, müssen wir uns die Entwicklungen in den USA im Bereich des Kinderfernsehens ansehen. Vor 1982 war es den Spielzeugherstellern untersagt, ihre Produkte in und um Kinderfernsehsendungen herum zu zeigen. Dieses Gesetz wurde von der Regierung von Präsident Ronald Reagan außer Kraft gesetzt und erlaubte plötzlich kommerzielle Programme, die sich an Jugendliche richten.
Sprung zu den USA
Eine zweite große Veränderung für Mecha kam Anfang der 1980er Jahre, als der Mecha-Trend den Pazifischen Ozean überquerte und zum ersten Mal die USA und Europa erreichte. Um zu verstehen, warum und zu welchem Zeitpunkt dies geschah, müssen wir uns die Entwicklungen in den USA im Bereich des Kinderfernsehens ansehen. Vor 1982 war es den Spielzeugherstellern untersagt, ihre Produkte in und um Kinderfernsehsendungen herum zu zeigen. Dieses Gesetz wurde von der Regierung von Präsident Ronald Reagan außer Kraft gesetzt und erlaubte plötzlich kommerzielle Programme, die sich an Jugendliche richten.
Die Spielzeughersteller zögerten keinen Moment und suchten fieberhaft nach Programmen zur Förderung von Spielzeug. Und weil westliche Studios Zeit brauchten, um Kinderserien zu entwickeln oder zu adaptieren, traten plötzlich japanische Zeichentrickstudios auf den Plan (wo die Produktion viel schneller ablief als in den USA). Schon bald wurden in Japan neue Zeichentrickserien für den amerikanischen Markt produziert (G.I. Joe war die erste, die auf amerikanischem Spielzeug basierte), aber auch bestehende japanische Produktionen erschienen in übersetzter Form im Fernsehen.
Diese Entwicklung war der unmittelbare Anlass für den Start des mechaähnlichsten Mecha-Animationsfilms aller Zeiten: The Transformers. Die Serie war das Ergebnis einer japanischen Spielzeugserie: einer Serie von formveränderlichen Roboterautos, die ab 1980 von Takara Toys hergestellt wurde. Diese Spielzeuge wurden von der US-amerikanischen Firma Hasbro lizenziert, die für die ersten 28 Modelle, die in den USA veröffentlicht wurden, japanische Produktionsformen verwendete. Gleichzeitig beauftragte Hasbro das japanische Animationsstudio Toei Animation mit der Produktion einer Fernsehserie auf der Grundlage einer achtseitigen Grundgeschichte, die von Marvel Comics-Chefredakteur Jim Shooter geschrieben wurde. The Transformers (1984) lief über vier Staffeln, in denen 98 Episoden und ein Spielfilm veröffentlicht wurden.
Transformers wurde schnell zur Lieblingsserie junger Amerikaner, die im Allgemeinen keine Ahnung vom japanischen Hintergrund der Serie hatten und das Spielzeugdesign und die Roboterästhetik nicht in Frage stellten. Vielleicht hat sich einmal jemand gefragt, warum einige Autobots einen kleinen Fahrersitz am Arm hatten, wo doch die Fernsehserie die Roboter eindeutig als autonome Wesen darstellte, die überhaupt keine menschliche Steuerung benötigten. Niemandem war klar, dass die ursprünglichen Spielzeugmodelle zu einer "Mikroman"-Spielzeugsammlung gehörten: Die japanischen Designer hatten eindeutig von Menschen gesteuerte Roboter im Sinn.
Diese Entwicklung war der unmittelbare Anlass für den Start des mechaähnlichsten Mecha-Animationsfilms aller Zeiten: The Transformers. Die Serie war das Ergebnis einer japanischen Spielzeugserie: einer Serie von formveränderlichen Roboterautos, die ab 1980 von Takara Toys hergestellt wurde. Diese Spielzeuge wurden von der US-amerikanischen Firma Hasbro lizenziert, die für die ersten 28 Modelle, die in den USA veröffentlicht wurden, japanische Produktionsformen verwendete. Gleichzeitig beauftragte Hasbro das japanische Animationsstudio Toei Animation mit der Produktion einer Fernsehserie auf der Grundlage einer achtseitigen Grundgeschichte, die von Marvel Comics-Chefredakteur Jim Shooter geschrieben wurde. The Transformers (1984) lief über vier Staffeln, in denen 98 Episoden und ein Spielfilm veröffentlicht wurden.
More than meets the eye
Transformers wurde schnell zur Lieblingsserie junger Amerikaner, die im Allgemeinen keine Ahnung vom japanischen Hintergrund der Serie hatten und das Spielzeugdesign und die Roboterästhetik nicht in Frage stellten. Vielleicht hat sich einmal jemand gefragt, warum einige Autobots einen kleinen Fahrersitz am Arm hatten, wo doch die Fernsehserie die Roboter eindeutig als autonome Wesen darstellte, die überhaupt keine menschliche Steuerung benötigten. Niemandem war klar, dass die ursprünglichen Spielzeugmodelle zu einer "Mikroman"-Spielzeugsammlung gehörten: Die japanischen Designer hatten eindeutig von Menschen gesteuerte Roboter im Sinn.
Die Transformers waren in den Vereinigten Staaten ein Hit, sowohl in den Geschäften als auch im Fernsehen. Sie machte nicht nur Mecha populär, sondern bewirkte auch etwas anderes Wichtiges: Sie bereitete den US-Markt für japanisches Design im Allgemeinen vor. Vor 1980 ließ sich Japan von den USA inspirieren, wenn es um Design ging, seien es Comics, Zeichentrickfilme, Spielzeug oder Spiele. Mit dem Erfolg von Transformers und Spielen wie Space Invaders und PAC-MAN (das in den USA eine eigene japanische Zeichentrickserie bekam) begann eine Gegenbewegung, bei der sich der US-Markt zunehmend für japanisches Design und japanische Ästhetik öffnete.
Heute kann man die Auswirkungen dieses Wandels überall in den westlichen Medien sehen: Elemente aus der ursprünglich japanischen visuellen Kultur (Manga, Anime und japanische Spiele) sind Teil der globalen visuellen Sprache geworden, und sie gewinnen weiter an Einfluss. Hello Kitty ist weltweit genauso bekannt wie Barbie, und die japanischen Spielfiguren PAC-MAN, Super Mario und Sonic the Hedgehog sind bei den Kindern von heute sehr beliebt. Gleichzeitig ist Netflix voll von japanischen Animes, und Sie können sich die mittlerweile klassischen Mecha-Animes wie Neon Genesis Envangelion, Full Metal Alchemist und die Mobile Suit Gundam-Serie ansehen. Und die westlichen Kinos werden auf eine weitere epische Roboterschlacht vorbereitet: Transformers 7: Rise Of The Beasts ist für 2023 geplant.
Wenn man sich dieses Sammelsurium an verfügbaren Mechas in den westlichen Medien ansieht, ob sie nun japanischen Ursprungs sind oder nicht, dann ist eines ganz klar: Mecha-Roboter werden noch eine ganze Weile durch unsere Städte stapfen.
Hello Kitty
Heute kann man die Auswirkungen dieses Wandels überall in den westlichen Medien sehen: Elemente aus der ursprünglich japanischen visuellen Kultur (Manga, Anime und japanische Spiele) sind Teil der globalen visuellen Sprache geworden, und sie gewinnen weiter an Einfluss. Hello Kitty ist weltweit genauso bekannt wie Barbie, und die japanischen Spielfiguren PAC-MAN, Super Mario und Sonic the Hedgehog sind bei den Kindern von heute sehr beliebt. Gleichzeitig ist Netflix voll von japanischen Animes, und Sie können sich die mittlerweile klassischen Mecha-Animes wie Neon Genesis Envangelion, Full Metal Alchemist und die Mobile Suit Gundam-Serie ansehen. Und die westlichen Kinos werden auf eine weitere epische Roboterschlacht vorbereitet: Transformers 7: Rise Of The Beasts ist für 2023 geplant.
Wenn man sich dieses Sammelsurium an verfügbaren Mechas in den westlichen Medien ansieht, ob sie nun japanischen Ursprungs sind oder nicht, dann ist eines ganz klar: Mecha-Roboter werden noch eine ganze Weile durch unsere Städte stapfen.